Das Triduum, ein Gottesdienst in drei Feiern, ist der Höhepunkt im Jahr. Nach dem letzten Abendmahl werden wir in die Nacht entlassen, zum Wachen und Beten. Ein ungewohntes Gefühl in der Nacht Wache zu halten. Diesem Gefühl sind 15 Jugendliche nachgegangen beim Guerilla-Kreuzweg in Unterliederbach.

Nach der Gründonnerstagsliturgie ist es gerade mal 22 Uhr. Daher begonnen wir ebenfalls mit einem Essen im Jugendkeller. Gemeinsam haben wir gegessen und gelacht. Gegen 12 Uhr wurde die Stimmung jedoch ungemütlicher, jeder wollte wissen, wie ist das nun mit dem Guerilla-Kreuzweg. Klappt alles, sind wir wachsam, ist der Ortsteil wachsam?
Gerüstet mit Kreidespray und einer Kreuzvorlage vom ökumenischen Jugendkreuzweg „JesusArt“ gingen wir los. Eine einzelne Kerze leuchtete den Weg und markierte die Kreuzwegpunkte: vor der Kirche, im Pfarrhof, vor dem Gemeindehaus, Sossenheimer Weg, Gotenstr., vor dem Kleiderladen im Alleehaus, auf der Königsteiner Str., bei Blumen Hecktor, in der Hunsrückstr., am Liederbach, auf der Liederbachstr., vor der ev. Stephanuskirche, auf der Holzbrücke und die Johannesalle zurück bis zum Kirchhof. An allen stellen sprühte ein Jugendlicher das Kreuz, als Zeichen was damals passiert ist, als Glaubensbekenntnis. Jedes Kreuz ist anders, jeder konnte sein eigenes Kunstwerk kreieren. Im Kirchenvorhof war noch Platz für weitere Kreuze.

Zum Abschluss des Kreuzwegs durfte jeder in der dunklen, stillen Kirche Platz nehmen und das Erlebte auf sich wirken lassen. Was heißt das, Jesus starb für uns am Kreuz? Er, der doch der Sohn Gottes ist. Was, wenn er wirklich einer von uns war und sich für uns geopfert hat? Zur Musik von One Of Us – Joan Osborne konnte sich jeder diese Fragen stellen. Die Fragen blieben unbeantwortet, jedoch vertrauen wir uns im gemeinsamen Vater unser Gott an. Zwei Jugendliche blieben die Nacht in der Kirche, zwei kurze Stunden Schlaf mussten reichen, bevor es zum Kreuzweg um 6 Uhr morgens von St. Johannes Apostel nach Stephanus ging. Die nächtlich gesprühten Kreuze zeigten im Tageslicht eine ganz neue Wirkung. Die Antwort auf die nächtlichen Fragen erhielten wir in der Osternacht, mit der Auferstehung Christi. Das wurde ausgiebig gefeiert. Alles in allem waren die drei Tage eine intensive Erfahrung für alle Beteiligten und die, die sich darauf eingelassen haben.

Bilder: Daniel Andrés