Eine ganze Weile beschäftigt mich der Gedanke ob wir am vorletzten Abend in der Hergerbe (Alberge) San Antonio, im Franziskanerkloster von Herbón übernachten dürfen.
– Diese Herberge finanziert sich aus Spenden (Donativo) die Pilger hinterlassen.
Dafür erhalten sie: Abendeseen, Übernachtung, Frühstück. –

Die Chancen dazu, zu dieser Jahreszeit, stehen nicht mal schlecht. Zumal ein Anruf bei Felix (hospitalero) der mir bestätigt das in den letzten Tagen nicht allzuviele Pilger halt machten. Die Pilgerhochsaison geht wohl langsam zu Ende.
Trotz dieser positiven Einschätzung, male ich mir gedanklich aus wie schön es doch wäre dort unterzukommen.
Naja, denke ich mir, ist ja gar nicht so schlimm. Sind doch die Herberge von Pontecesures 2km vorher und die von Padrón 2km danach noch in einer angenehmer Zeit erreichbar.
So gestaltet sich dieser Tag anders wie geplant. Ihr wisst ja, nach der Planung kommt das Verwerfen dieser Planung.
So war es auch heute so. Einer unserer Pilger hatte sich in der Nacht wohl ein Virus geholt und war die ganze Nacht unpässlich und an diesem Morgen nicht entsprechend ausgeruht und sogar etwas unterkühlt. So gings tagsüber nicht besser und von unterwegs musste ein Fahrzeug organisiert werden damit wenigstens ein Teil der Strecke überbrückt werden konnte.
Nach einem Gespräch mit Felix und ankündigen das jemand der krank sei mit dem Auto die letzten paar km in der Herberge ankommen würde, war ich total beruhigt.
Nun hiess es weiter zu laufen und in Pontecesures auf alle Pilger von uns zu warten. Klar wer kam wieder als letzter an? Meine Wenigkeit.
Waren doch die Gespräche mit Einheimischen unterwegs etwas länger geworden.
Ich bat alle die bereits in Pontecesures am Treffpunkt waren, das sie ab da die rote Pfeile Richtung Alberge San Antonio nehmen sollten und nicht mehr auf mich zu warten, war es bereits doch 16 Uhr geworden. Um diese Uhrzeit macht die Herberge auf und alle Pilger die davor warten werden aufgenommen. Nach dem Motto: Wer zuerst da ist kommt zuerst rein. Nichts wird reserviert.
Zu viert kamen die letzten gegen 17:00 Uhr als letzte in die Herberge an, wo Felix und Toni (hospitaleros) bereits auf uns warteten und sich freuten mich zu treffen. Doch am heutigen Tage war die Herberge bereits mit 12 andere Pilger belegt und wir waren zehn zusätzliche. So mussten zwei von uns separat im Vorraum der Herberge auf Matrazen schlafen anstatt in den bequemem Hochbetten.
Unser ledierter Pilger schlief den ganzen Nachmittag und Nacht hindurch. Kein Abendessen und kein Tagesimpuls. Es war nicht möglich. Mit den wenigen medizischen Hilfsmittel und viel Tee kümmerten wir uns alle darum das es bald besser wurde.
In der Zwischenzeit und nach dem Duschen, das war lustig, denn nur zwei Duschen und jede Menge Leute machten den Durchvorgang doch zur Wartepartie mit vielen dumme Sprüche aber auch mit interessante Gespräche. Ein kleiner Spaziergang im Klostergarten, Besuch eines kleine Shops das die Mönche betreiben, der Besuch der Messe in der unser Pfarrer Mitzelebrant war bis hin zum gemeinsamen Abendessen, verging die Zeit wie im Nu.
Der große Tisch im Aufenthaltsraum (samt Küche) war gedeckt, so wie im richtigen Restaurant. Zum Abendessen gabs eine leckere Kartoffelsuppe mit Fleischeinlage und davor ein frischer grüner Salat. Ausser Wasser gabs auch Wein zum trinken.
Übrigens, das Essen wird von den Hospitaleros täglich zubereitet und die Pilger waschen und trocknen dann das Geschirr ab.

Später am Abend wurde auf der Terrasse im Hinterhof der Herberge viel geredet, viele nette Menschen kennengelernt und festgestellt das am heutigen Tag 18 von 22 Pilger aus Deutschland kamen. Die anderen vier waren aus Brasilien, USA, UK und Portugal.

Zum Abschluss des Abends und mitten in den Schatten der Mauern des Kloster, wurde eine Queimada organisiert. Die Queimada ist etwas typisches und nur in Galizien/Spanien so richtig gelebt.
Gilt es doch in den dunklen Nächten die böse Geister und Hexen zu verteiben damit der Mensch ohne Angst einschlafen kann. Ein sehr mystisches Unterfangen. Mitzuhilfenahme einen Feuers und einen Zauberspruch wird die Queimada zubereitet und alle Anwesende die davon trinken werden vom Fluch der Hexen befreit.
… dis nacht war kurz… zu kurz!
Relativ früh morgens, nach einen leckeren Frühstück mit Geburtstags Schokotorte und den Tagesimpuls vor der Klosterkirche pilgerten nun wir alle Richtung Santiago de Compostela.

Bilder: Dominique, Francesco, Juan, Sebastian

Zwei Videos aus diesem bemerkenswerten Tag:
Video „Nacht der Hexen“ Queimada:

Video Tagesimpuls „Benissez le seigneur“: