In der heutige Euchristiefeier wurde als Abschluss des Kirchenjahres das Altarbild in der Kirche erklärt. Durch die Kirchenrenovierung wurde das Fensterbild per Beamer an die Wand im Großen Saal abgebildet.

Pfarrer Pfaff  las aus der Bibel die Stelle vor in der die Offenbarung (Joh.1,29) abgedruckt ist und erklärte das Fensterbild.

Fenster im Altarraum

Hat denn das Bild etwas mit dem Apostel Johannes zu tun, dessen Namen die Kirche trägt?
Der Betrachter erkennt sofort, daß es sich nicht um eine Darstellung des Lieblingsjüngers handelt, sondern um eine Perikope aus der Apokalypse des Johannes (Offb 19, 11-20,6).

Der Seher Johannes geht auf der Insel Patmos in einer apokalyptischen Vision den Weg von der Gegenwart der Menschheit bis hin zum Ende der Welt. “Und ich sah den Himmel geöffnet, und da! Ein weißes Pferd! Und der Reiter darauf heißt “Treu” und “Verläßlich”; er richtet und kämpft mit Gerechtigkeit.” (Offb 19, 11). Gott läßt ihn sehen, wie die Menschen immer wieder gegen seinen Willen verstoßen, und er nennt die Strafen, die er über sie kommen läßt. Dennoch zeigt er, daß er allen Menschen jederzeit die Möglichkeit zur Umkehr läßt, auch in der größten Not und in der nach Ausweg suchenden Verzweiflung.

Die Gestalt Jesu Christi beherrscht das ganze Kunstwerk. Majestätisch sitzt er auf einem weißen Pferd, das in der Mitte des Erdkreises regungslos verharrt. Pferd und Reiter haben ihren durchdrin-genden Blick auf den Betrachter gerichtet. Jesus Christus ist von einem blutbefleckten weißen Ge-wand umhüllt, das am Saum in griechischen Buchstaben die Aufschrift trägt “König der Könige und Herr der Herren”; seinen Kopf schmücken Diademe, dem Mund entfährt ein zweischneidiges Schwert. Ihm folgt auf einer blutroten Straße ein unbewaffnetes, weißgekleidetes Heer auf weißen Pferden. Alle entströmen, von Lichtstrahlen umgeben, dem geöffneten Himmel (Offb 19, 13-16). Jesus Christus kehrt als Sieger über den Tod zur Erde zurück, in seinem Gefolge die Heere der Engel und der Ge-rechten. Der Auferstandene hält Gericht über die gottfeindlichen Mächte der Erde.

In der oberen linken Ecke des Bildes steht lichtumflutet ein großer Engel. Seine Position macht ihn von überall her sichtbar. Mit einer einladenden Geste ruft er die schwarzen Vögel des Himmels zu sich, die seinem weisenden Arm folgen und in die schwarzblaue Tiefe niederstoßen. (Offb 19, 17).
Noch ehe sich die Streitmacht der Tiere und des König’s formiert hat, lädt der Engel zum Leichen-schmaus ein. Darin kommt die Gewißheit der Niederlage der Feinde Gottes zum Ausdruck. Gott setzt sich gegenüber seiner Schöpfung durch und läßt seinem Volk Recht zuteil werden.

Den unteren Bildausschnitt beherrschen dunkle Farben. In der Mitte erkennt man ein heilloses Durcheinander von toten Menschen und Pferden, dazwischen liegen verlorene Kronen und Schilde. Unheilverkündend schweben über allem die schwarzen Vögel. Links unten lodern rote Flammen, die einen gekrönten Menschen und ein drachenähnliches Tier zu verschlingen drohen. Auf der gegenüberliegenden rechten Seite steht ein Engel. Im linken Arm trägt er einen mächtigen Schlüssel, mit der Rechten hält er eine schwere Kette, an die eine Schlange gefesselt ist. (Offb 20, 1-3).
In ohnmächtigem Aufbäumen ziehen das Tier (=Sinnbild für die Vergötzung von menschlicher Macht) und der falsche Prophet im Kleid eines Königs (=Verführer zu falschem Kult) in den Kampf. Christus siegt gegen sie allein mit der Kraft seines Wortes, dargestellt im Schwert, weil sich Gott selbst, redend und handelnd in ihm offenbart. Der Engel hält den Initiator allen menschlichen Widerstandes gegen Gott, den Satan (=Schlange), in der Unterwelt für 1000 Jahre gefangen. Die Gerechten, wohlgeordnet hinter dieser Szene in Warteposition verharrend, haben sich in der endzeitlichen Auseinandersetzung bewährt und den feindseligen Mächten widerstanden; nach dem kommenden Endgericht werden sie mit Christus die Herrschaft übernehmen. Noch brennen Feuer um die im rechten unteren Eck darge-stellte Stadt, die durch den Lichtstrahl des Engels erhellt wird – und doch liegt die Vision vom “himmlischen Jerusalem”, dem Leben mit Gott, in greifbarer Nähe.
Zu beiden Seiten der Chorwand sind hohe schmale Fenster, die bislang mit Glasbausteinen geschlos-sen waren und deren Aufgabe es war, dem Altarbereich Licht zu geben, als dieser sich noch im Chor befand. Diese Lichtbänder  nahmen dem großenFarbglasfenster durch Überstrahlung etwas von seiner Wirkung. Dem wurde daher durch die Verglasung mit Opal-Echtantikglas abgeholfen. Thematisch sind die beiden Seitenfenster dem mittleren als eine Art Rahmen zugeordnet worden. Da sie im rechten Winkel zur Chorwand stehen, ergibt sich aus den senkrechten und waagerechten Balken der Gliederung eine dreidimensionale Perspektive, die in das visionäre Bild hineinführt. In den unteren Fensterfeldern links und rechts bilden nach unten gebogene Balken eine Verankerung im Irdischen. Im linken unteren Fenster erinnert eine schattenartige Figur, die einen Schreibgriffel hält, an den Seher Johannes, dem wir diesen grandiosen Text verdanken.